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Der Schausteinbruch

Die Gewinnung und Verarbeitung von Granit, deren soziale Auswirkungen und kulturelle Manifestation gehören zur Landschaft Fichtelgebirge. Dennoch wurden die Steinbrüche lange Zeit als Wunden in der Landschaft und die Anlagen als Belastung verstanden. Für die Arbeiter im Steinbruch war die Arbeit Schinderei, aber ein normaler täglicher Arbeitsablauf. Wahrscheinlich wurden wegen dieser gleichgültigen oder sogar negativen Einstellung zu den Brüchen nur wenige Gerätschaften und Maschinen im Fichtelgebirge gesammelt und dokumentiert, die Bedeutung der Natursteinwirtschaft lange nicht erkannt und gewürdigt.

Der Schausteinbruch Häusellohe ist die erste durchgeführte Initiative, die dieses für das Fichtelgebirge wichtige Kulturgut sichert und in Form eines Freilandmuseums den Bewohnern und Gästen zugänglich macht. Mit dem Schausteinbruch werden ein wichtiger Teil der Kulturlandschaft - vom Menschen beeinflusste Naturlandschaft - und vielfältige Biotopstrukturen erhalten. Neben den großen Steinbrüchen, die das heutige Geschehen bestimmen, gab es früher viele kleine im Nebenerwerb betriebene Steinbrüche, aus denen viele Bauteile an unseren Landschaftstypischen Bauten stammen. Die Erhaltung und teilweise Rekonstruktion einer solchen Anlage wie in der Häusellohe kann nur gelingen, wenn eine Gruppe von Interessierten mit Sachverstand, Heimatliebe und großer Passion ihr Ziel verfolgt.

Die Steinbruch Crew bringt dies bei vielen Führungen mit deutschen und ausländischen Gruppen wieder ins Bewusstsein. Auch die vielen Arbeitseinsätze zum Erhalt sind deren Verdienst, so dass der Schausteinbruch ein lebendiges Museum ist.

Zur Geschichte

Ein Blick auf die geologische Karte zeigt, daß die Erhebungen des Fichtelgebirges aus Granit bestehen, einem magmatischen Gestein, mit den vorherrschenden Mineralen Feldspat, Quarz und Glimmer. Die Entstehung der Fichtelgebirgsgranite geht auf das Karbon zurück. Die durch das Vorkommen entstandene Natursteinindustrie (Granitbearbeitung, Steinschleiferei und Steinhauerei) kann auf eine jahrhundertelange Tradition zurückblicken. Schon an der Erbauung des Meißner Domes im 14. Jahrhundert wirkten Granitsteinmetze aus dem Fichtelgebirge mit. Die ersten Schleifereibetriebe wurden um 1840 in Weißenstadt und Schwarzenbach/S. errichtet. Der Bau von Eisenbahnstrecken begründete eine steile industrielle Entwicklung der Granitindustrie. Anfang des 20. Jahrhunderts hatte sie weltweiten Ruf erlangt. 1898 erwirbt Lorenz Pauker (Großvater des letzten Bruchbesitzers Kurt Pauker), für 2.500.- Mark von Johann Künzel 5 3/4 Kuxen. Kuxenbesitz bedeutet das Recht, anteilsmäßig Steine zu gewinnen als Mitglied einer sogenannten Granitgewerkschaft.

Die "Geburtsurkunde" des Granitsteinbruches Pauker von 1898, sie markiert das Gründungsjahr des Bruchbetriebes auf der Häusellohe. Der Paukersche Steinbruch war, wie die meisten Brüche des Fichtelgebirges, ein sogenannter Lehenssteinbruch. Das heißt nur auf entsprechenden Antrag beim Bergamt hin (=Mutung) wurde von diesem, nach örtlicher Einweisung und Ausstellung eines Lehensscheines, der Abbau auf genossenschaftlicher Ebene genehmigt. (Erlaß des Markgrafen Georg Wilhelm von 1721.) Jede sogenannte Gewerkschaft umfaßte 128 Kuxen oder Anteilsscheine. Die Vergabe der Kuxen, die durch Verkauf ihren Besitzer wechseln konnten, erfolgte im Richteramtsbezirk Selb für die hiesige Gewerkschaft im Jahre 1724. Die Arbeit im Bruch war hart. Die von den Bruchwänden abgesprengten Steinblöcke wurden mit dem von Anfang an errichteten Kran herausgehoben und weiter verarbeitet: Mit der Steinsäge in Rohplatten zerteilt, und auf der Kantensäge oder Kantenfräse dann weiter bearbeitet. So entstanden unter anderem Grabsteine, die mit der Poliermaschine poliert ("veredelt") wurden. Andere Produkte, wie Fenstergestelle, Türgewende, Treppenstufen usw. wurden den Baufirmen zugeliefert.

Die von Hand aufgespaltenen großen Steinblöcke lieferten u. a. neben Randsteinen hauptsächlich Pflastersteine, die in der Haubude wiederum von Hand gewonnen wurden. Die Pflastersteinhaubude ist der Inbegriff für schwere Handarbeit. Den Stein immer wieder spalten, bis der mächtige Rohblock zu kleinen Würfeln geworden ist. Sie zeigt auch einen Nebenerwerb der Steinhauer, im Winter, wenn das Bruchgeschehen ruhte verdiente sich Kurt Pauker mit Langholzfuhrarbeiten ein Zubrot. Der Wagen wurde dem Museum dankenswerterweise von Frau Pauker überlassen. Fünf bis sieben Steinhauer spalteten mit dem Spalthammer jährlich bis in den Herbst hinein viele Tonnen Plastersteine, die auf der erhöhten Rampe zum Abtransport für die Abnehmer zwischengelagert wurden. Der schwerer eiserner Transportwagen mit Vollgummibereifung von 1921 an der Verladerampe diente dazu, die Steine und Granitbrocken in die Werkstatt nach Selb zu schaffen. Auf dem Gelände selbst erfolgte der Transport neben Loren mit zweirädrigen Stein- oder Stauchwagen im Handbetrieb. Die von der Marktredwitzer Firma Fickert & Winterling gebaute Steingattersäge, das Herzstück des Paukerschen Bruchgeländes, wurde 1937 erworben. 

Gemäß obigen Zahlungsbedingungen errechnet sich ein Kaufpreis von 8200 Mark. Die technischen Daten sprechen von 1 - 4 möglichen Sägeblättern gleichzeitig, von einer Schnittlänge bis zu 3 m, einer Schnitthöhe bis zu 1,6 m. Der unverputzte ohne große Sorgfalt verputzte Backsteinbau atmet Atmosphäre. Kommt die urtümlich gebaute Säge, die Steinblöcke in Rohplatten zerteilt, mit ihrem mächtigen Schwungrad allmählich in Bewegung vibriert das ganze Gebäude. Das charakteristische Sägegeräusch war bis etwa 1976 auf der Häusellohe zu hören dann wurde die Steingewinnung im Bruch und der Sägebetrieb mit dem großen Steingatter eingestellt. Bereits gegen 1963 wurde die Kantensäge abmontiert und in den Paukerschen Betrieb nach Selb verlagert. Pflastersteine wurden nur bis 1956 gewonnen. Bei der Übernahme des Bruches als Schausteinbruch durch den Fichtelgebirgsverein 1993 waren die Gebäude halb verfallen oder stark in Mitleidenschaft gezogen, aber Hans Popp, seinen „Individualisten“ und dem THW lag die Erhaltung und Wiederherstellung am Herzen. Auch konnten die Einrichtungsgegenstände durch weitere Exponate ergänzt werden. Der nur mehr als Fragment vorhandene und mit Moos und jungen Fichten bewachsene Fundamentblock hatte dazu aufgefordert, den Schuppen mit Kantensäge und Poliermaschine wieder lebendig werden zu lassen. 

Die Kantensäge schneidet die gegatterten Rohplatten weiter ein. Viele Abfallsteinstücke aus alter Zeit wurden beim Wiederaufbau im Erdboden gefunden. Auf der anderen Seite des Fundamentblockes hängt die Poliermaschine, die dem Rohgranit über verschiedene Bearbeitungsstufen die polierte Oberfläche gibt. Die Maschinen waren im Paukerschen Betrieb noch vorhanden, wurden wieder installiert und überdacht, so dass diese Steinbearbeitungstechniken heute wieder vorgeführt werden können. Die Winde, eine Maschine aus Stahl von der Maxhütte gefertigt, hat als Antrieb einen auf Dauerbetrieb ausgelegten Standmotor der Firma Schlüter mit liegendem Zylinder. Diese als Blickfang dienende Anlage zieht bei den Führungen dann die mit Kinder besetzte Lore aus dem Bruch. Früher wurden so in den Loren die Bruchsteine zu den Hauerbuden transportiert.

Der Kran ist die zentrale Einrichtung im östlichen Steinbruchareal. Er lässt erahnen, welche Kräfte notwendig waren, um die schweren, aus den Bruchwänden gelösten Rohblöcke an den oberen Bruchrand zu bringen, und auf die Loren und Stückwagen zu verladen. Nach der Überarbeitung läuft er wieder und es kann vorgeführt werden wie das riesige offene Getriebe der Kranwinde bedient wurde. Auch beherbergt das Windenhaus die Schmiede, sie ist ein besonderer Anziehungspunkt, wenn das Eisen hell klingt und die Funken dabei sprühen.

Als Besonderheit und wichtig für die heimische Porzellanindustrie entstanden im Paukerbruch auch die sogenannten Kollergänge. Bis in die 60er Jahre waren in den Porzellanfabriken jeweils noch mehrere Kollerganganlagen installiert, bestehend aus einem schweren Mahltisch und 2 Tandemmahlsteinen als Läufer; diese sind beweglich gelagert und mit Metall ausgebüchst. Die Herstellung solcher technischer Walzen war möglich, weil am Standort Häusellohe ein in ganz Deutschland einzigartiger feinkörniger Granit vorkommt, der sich wegen seiner Konsistenz und weil er kaum Eisen enthält hervorragend dazu eignete.

Öffnungszeiten:

 

April bis Oktober
November bis März geschlossen

Anmeldung: Erwin Ott, Steinbruchwart, Naturfreundestr. 20, D-95100 Selb Tel.: 09287 / 60749

Eintritt:

Pro Person 2,50 €